Umstrittene Agrarmarktreform gekippt 

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  • Bauern legten Verkehrslinien lahm. Für die Züge gab es kein Durchkommen mehr. – Twitter

Nach fast einjährigen Protesten will Indien eine kontroverse Agrarmarktreform kippen. Dies kündigte Premierminister Narendra Modi am Freitag an. 

Tausende Landwirte hatten fast ein Jahr lang rund um die Hauptstadt Neu Delhi dagegen protestiert, in dieser Zeit lebten sie dort in Zelten. Modi rief sie nun auf, zu ihren Bauernhöfen zurückzukehren. Der Protest galt als eine der grössten Krisen für seine Regierung.

Garantierte Mindestpreise

Die Landwirtschaft in Indien wird als ineffizient angesehen, viele sehen Reformbedarf. Das Thema ist allerdings politisch heikel, denn mehr als die Hälfte der Bevölkerung lebt von der Landwirtschaft – die meisten als Kleinbauern und für viele gibt es wenige Alternativen.

In Indien wird Getreide in staatlich organisierten Grossmärkten bisher zu garantierten Mindestpreisen gehandelt. Nun sollen die Bauern ihre Ware ohne Mittelmänner auch direkt an Privatfirmen verkaufen können. Die Bauern befürchten einen Preisverfall, weil sie in Verhandlungen mit den Agrarkonzernen in einer schlechten Position wären.

Wahlen stehen an

Premierminister Narendra Modi argumentierte, die Gesetze würden die Bauern von antiquierten Marktordnungen befreien und ihnen höhere Preise auf dem freien Markt ermöglichen. Modi versicherte den Bauern, die eine starke Wählerschaft stellen, dass der Regierung ihr Wohlergehen am Herzen liege. Die Reformen würden Investitionen in Kühlketten und Modernisierung der Landwirtschaft anstossen und den Bauern zugute kommen, sagte er beim Jahrestreffen der indischen Handelskammer.

Die Regierung versuchte anschliessend, Bauernvertreter in mehreren Gesprächsrunden zu überzeugen, dass die Gesetze gut für sie seien – vergebens. Nun stehen bald in zwei Bundesstaaten – Uttar Pradesh und Punjab – Wahlen an, bei der Modis hindunationalistische Partei sich starker regionaler Konkurrenz stellen muss.

Bauern unter Druck

Die Landwirtschaft trägt rund 15 Prozent zur indischen Wirtschaftsleistung bei und ist Lebensgrundlage für rund 58 Prozent der 1,3 Milliarden Einwohner des Landes. Viele Bauern stehen wirtschaftlich stark unter Druck und befürchten, im freien Wettbewerb ganz vom Markt gedrängt zu werden.

Dass vielen Bauern um ihre Existenz fürchten, hat auch mit der Betriebsgrösse zu tun. 2010/11 betrug die Durchschnittsfläche der 138 Mio. Betriebe im Land 1,16 ha. 85 % der Betriebe bewirtschaften weniger als 2 ha Land. Insgesamt entfallen auf diese Kategorie 45 % der Gesamtfläche.

Rund 10 Prozent der Gesamtfläche wird von 0,7% der Betriebe bewirtschaftet, die mit einer Fläche von über 10 ha als Grossbetriebe gelten. Das sind gemäss dem Bericht des deutschen Agrarministeriums fast 1 Mio. Betriebe. Die grössten 170’000 Landwirte bewirtschaften im Schnitt je 37 ha.

Source: https://www.schweizerbauer.ch/politik-wirtschaft/international/umstrittene-agrarmarktreform-gekippt/

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